Sommerakademie Traunkirchen 2010
Sommerakademie Traunkirchen 2010
Konzeptuelle Steinbildhauerei mit Schlussausstellung
Leitung: Reinthaler / Assistenz: Kargl
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
Kohwagner-Leucht, Richter, P., Nemestothy, Tikal, Schirl, Loidl, Zellinger
Nach intensiver Beschäftigung mit dem Ort Traunkirchen, dem Traunsee und seiner Umgebung und deren Geschichte habe ich eine Arbeit zum vorgefundenen Kriegerdenkmal mit seiner empörenden, geschichtsverfälschenden Aussage geschaffen.
(Mit Zwischentexten "Flow of consciousness"
zu Traunsee und dem Kriegerdenkmal)
Am südlichen Felsen des Johannesberges ist nach einer Idee von Architekt Josef Stummer, ausgeführt vom Akademischen Bildhauer Sepp Moser (1966), ein großartig gestaltetes, vielbeachtetes Kriegerdenkmal geschaffen worden, so die örtliche Erzählung. Was finden wir vor? Immer noch!
Traunkirchen 25/07/2010
stein berg höhle cairn tomb steinschleuder
steinhaufen steinhügel rötelstein steine
Heldenmal
„Unseren Söhnen der beiden Weltkriege zum Gedenken
MCMXIV – MCMXVII * MCMXXXIX – MCMXLV..
WIR HABEN FÜR DER HEIMAT FRIEDEN UNS GEOPFERT
Warum? Für wen? Was nun? Ist die Frage.
Heldendenkmal
bachbett wasserglatt rotweiss marmorglänzend marmor
ICH EBEN DA
steinbruch steinernes meer stein das schwarze maul der hölle
das warme maul der höhle blindes ufer steinalt
steinig steinhart steinerweichend steinreich
stoned heart of stone den ersten stein steinigen
steinzeit meinzeit blindlings in die falsche richtung
Schriftrelief
kriegerdenkmal 1958/1964/1966
“die russen und die serben, die hau´n wir jetzt in scherben
und einen festen rippenstoß kriegt england und der
herr franzos. wir werden´s euch schon geben,
jetzt sollt ihr was erleben, das große maul
habt ihr allein - wir, aber wir, wir pfeifen drein...”
f. dörmann, 1914
“wir haben für der heimat frieden uns geopfert.”
inschrift kriegerdenkmal
nachdenken
“ein ganzes volk ist nicht zum heldentum berufen.
aber es hat helden in österreich gegeben: 66.000
von hitler umgebrachte juden, 32.000
nichtjüdische opfer und 100.000 österreicher in
*konzentrationslagern und gestapo-gefängnissen
bezeugen das. 2.700 österreicher wurden wegen
aktiven widerstandes hingerichtet.
371.000 tote des krieges waren
nicht für ihr vaterland gefallen”,
feindbilder, orf, 1988
was nun
erinnern aber
aufrichtig
mehr licht
traunkirchen 14/08/2010
Gedenktafel heute
Text zur Abschlussaustellung
o.T., Installation aus Papier, Polaroidfotos (laufend) und einem Digiprint auf Dibond 100 x 100 cm
Arndt Richter erwanderte, recherchierte und erlas sich in dreiwöchiger Arbeit die unterschiedlichsten Orte in Traunkirchen. Von den Steinbrüchen am Ostufer, dem „blinden Ufer“ (Christoph Ransmayr) des Traunsees bis zu „Orten von Bedeutung“ nahe dem Ortskern erarbeitete sich Richter eine Datenbank für eine ganz persönlichen Assoziationskette. Unter den vielen Bildern gab es jedoch eines, das nicht so recht stimmen wollte und Richter nicht los ließ: Das steinerne Kriegerdenkmal mit einer „erstaunlichen Umdeutung der Geschichte“ (Richter).
WIR HABEN FÜR DER HEIMAT FRIEDEN UNS GEOPFERT … Richter entscheidet sich diesen für ihn problematischen Ort zu kennzeichnen, sehr subtil stellt er -ebenfalls in Stein gemeißelt – die Frage: WAS NUN. Im Unterschied zu den in Fels gehauenen Schriften und Symbolen des Denkmals ist Richters Zeichen portabel. Es befragt solange das Kriegerdenkmal (und den Umgang mit Geschichte) bis es entweder entfernt oder als künstlerische Arbeit in das Denkmal integriert wird.
reinthaler
Arbeiten aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen findet ihr unter: https://www.bildhauerei.wordpress.com